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Der Irrsinn der Woche

Die kann man sich nicht ausdenken, sie sind aber ganz real: Die Verrücktheiten unseres gesellschaflichen Alltags.

(jm). Der Branchenverband des Gastgewerbes DEHOGA hat vor wenigen Tagen die Ergebnisse seiner Verbandsumfrage vorgestellt, an der rund 12.000 Betriebe in Deutschland teilgenommen haben.
Wenig überraschend: Rund 75 Prozent der befragten Unternehmer:innen bangen um ihre Existenz. Ein Viertel der Gastronom:innen und Hoteliers zieht bereits jetzt konkret die Aufgabe des Betriebes in Betracht. Und ein Ende ist nicht in Sicht: Markus Söder spricht schon jetzt - zwei Wochen vor den nächsten Bund-Länder-Beratungen - von einer Verlängerung des Lockdowns. Auch die Bundeskanzlerin warnt vor „acht bis zehn sehr harten Wochen“. Schuld sei die britische Mutation des Coronavirus.
Alles kein Grund zur Sorge, könnte man meinen, es gibt doch großzügige Finanzhilfen für die Betriebe!? „Von den am 28. Oktober zugesagten Novemberhilfen sind bei den Betrieben bisher nur Abschlagszahlungen angekommen - und bei vielen noch nicht einmal diese“, sagt die DEHOGA. Von den Dezemberhilfen fangen wir gar nicht erst an. Moment mal, wir haben doch Januar, oder? Jop, das hat selbst Markus Söder bemerkt.
Hier reden wir wohlgemerkt über die Gastronomie, die zwischenzeitlich unter strengen Auflagen öffnen durfte - und trotzdem von März bis Dezember im Schnitt 47 Prozent Umsatzeinbußen zu beklagen hat. Wenn Akteur:innen aus der Kultur- oder Veranstaltungsbranche anfangen zu erzählen, tut‘s richtig weh. Die dritte Runde der Überbrückungshilfen wurde nun deutlich ausgeweitet. Hoffen wir, dass sie rechtzeitig ankommen und auch wirklich ausreichen - die Regierung hat ihre eigenen Vorstellungen von Fixkosten, hat mir mal ein Selbstständiger erzählt.
Noch länger so weitermachen wie bisher, können wir jedenfalls nicht. Obwohl - wenn wir das lange genug durchziehen, brauchen wir das Ende der Maßnahmen auch nicht mehr herbeisehnen. Draußen gibt es dann sowieso nichts mehr zu sehen oder zu unternehmen. Wie war das noch mit der neuen Normalität? Neu wäre, dass das Draußen sich vom alten Drinnen nicht mehr unterscheidet.
Und wenn draußen nichts mehr geht: Stammkneipen und beliebte Veranstaltungsorte tot sind, dann wäre das Ende des aktuellen Lockdowns des Privaten paradoxerweise nur dessen Verlängerung im Öffentlichen - ganz ohne Maßnahmen. Klingt nach Schwarzmalerei? Klingt irrsinnig? Nein. Das ist der reale Irrsinn der Schwarzen Null.


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