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Verdienstkreuz für Bear Family-Gründer

Vollersode (rgp). Richard Weize gründete 1975 das unabhängige Musiklabel Bear Family Records, das Country-, Schlager-, Rock´n´Roll-Alben in neu auflegt. Für sein Engagement erhielt Weize nun das Bundesverdienstkreuz.
Richard Weize, Gründer des Musiklabels Bear Family Records, erhält das Bundesverdienstkreuz.  Foto: rgp

Richard Weize, Gründer des Musiklabels Bear Family Records, erhält das Bundesverdienstkreuz. Foto: rgp

Bild: Patrick Viol

Weizes Arbeiten genießen weltweit Kultstatus, seine aufwendigen Boxsets sind einzigartig. In den letzten Jahren kamen noch die Labels And More Bears sowie Richard Weize Archives (RWA) dazu.
 
Laudatio ohne Ehrengäste
 
Da in Zeiten der Pandemie keine großen Menschenansammlungen stattfinden können, beschränkte man sich an diesem Ehrentag darauf, neben dem offiziellen Vertreter vom Landkreis jeweils lediglich einen Print-Pressevertreter, einen TV-Journalisten sowie einen Fotografen einzuladen, um trotz der größeren Räumlichkeit mit FFP2-Atemschutzmasken mit reichlich Abstand eine feierliche Laudatio abhalten zu können. So verlieh der Osterholzer Landrat Bernd Lütjen im Namen des Bundespräsidenten am Dienstag nahezu unter Ausschluss von Gästen Weize das Verdienstkreuz am Bande. „In Anerkennung der um Volk und Staat erworbenen besonderen Verdienste verleihe ich Herrn Heinrich-Richard Weize -Vollersode- das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Berlin, den 10. November 2020. Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier“ heißt es im Wortlaut auf der Verleihungsurkunde. In seiner Ägide im Landkreis Osterholz war es das Vierte Verdienstkreuz dieser Art, dass er im Auftrage des Bundespräsidenten übergeben durfte, erinnert sich Lütjen. Dass der Festakt erst jetzt stattfinden konnte, begründete Weize damit, dass die Nachricht der Verleihung zwar am 26. November an ihn gesandt worden war, er sich jedoch an der Schlei aufgehalten hatte, und dort per Nachsendung erst am 8. Dezember informiert worden war. Weiterhin führte der Geehrte amüsiert aus, dass das Bundespräsidialamt sich bereits im Juli 2019 im Klaus-Kuhnke-Archiv für Populäre Musik, wo Weize zu den Direktoren gehört, bei dessen Leiter Ulrich Duve erkundigt habe, ob Weize die Ehrung denn überhaupt verdienen würde.
 
Selbstreflexionen
 
Die gesamte Aktion würde er nicht als so wichtig empfinden, erklärte Weize vorab. Es sei zwar schön, dass er 2009 den „Echo“ (deutscher Musikpreis, der von 1992-2018 jährlich für herausragende Leistungen von Künstlern und Musikproduzenten vergeben wurde), und nun auch das Bundesverdienstkreuz erhalten durfte. Doch dadurch würde seine Arbeit weder besser noch schlechter werden. „Wenn meine Arbeit allerdings schlechter gewesen wäre, hätte ich das Bundesverdienstkreuz aber sicher nicht erhalten“, lacht er schelmisch. Er selbst ist der Ansicht, dass es andere Engagements geben würde, die es eher verdient hätten, die Verleihung eines Bundesverdienstkreuzes nach sich zu ziehen.
So hätte seine Ehefrau Birgit, die sich ehrenamtlich stark für Immigranten engagiert und ihnen die deutsche Sprache näherbringt, eine derartige Auszeichnung eher verdient. Oder eine Freundin aus Beverstedt, die einen erheblichen Betrag gespendet hat, um die Sea-Watch 1 zu realisieren, und nun am Kauf der Sea-Watch 4 ebenfalls ihren Anteil hatte. „Sie ist 80 Jahre alt, und kümmert sich am laufenden Band um alles mögliche“, so Weize. Tatsächlich wird die besagte Dame nun zeitnah in Cuxhaven mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt werden.
 
Persönliche Würdigung
 
Die von ihm gegründete Bear Family verließ Weize vor rund fünf Jahren, um sich mit den neuen beiden Labels neue Herzenswünsche zu erfüllen. Mit der Firma And More Bears veröffentlichte Weize z.B. 2018 eine 33 CD-Box von Die Ärzte. Deren Schlagzeuger Bela B würdigte Weize vorab mit folgenden Worten: „Ich weiß, Richard Weize empfindet sein eigenes Wirken in der Welt nicht so verdienstvoll wie z.B. das seiner Frau Birgit, die Geflüchteten ehrenamtlich Deutschunterricht gibt. Hier irrt der sonst Unbeirrbare aber und untergräbt damit die Bedeutung von Musik, der Kunst, die ihm mehr als alles bedeutet und der er seit Jahrzehnten verdienstvoll zur Seite steht. Ganze Genres hat er vor dem Vergessen bewahrt und Generationen von Musikern durch seine Veröffentlichungen inspiriert. Und das weltweit. Längst ist es zur Auszeichnung für jeden Künstler geworden, wenn Weizes Label Bear Family Records / And More Bears eine Box für ihn erstellt.“
 
Klare Kante zeigen
 
Weize: „Bei meinen Bear Family-CDs hatte ich immer dieses kleine Logo mit drauf - `Jeder Mensch ist Ausländer. Fast überall´. Leider hat die Bear Family das Logo nun von den Veröffentlichungen heruntergenommen, seit ich nicht mehr in der Firma tätig bin. Was ich für Quatsch halte. Denn gerade zurzeit ist es doch sehr wichtig… Siehe das Thema Immigranten – Kinder auf Lesbos werden von Ratten angeknabbert. Oder man denke an die Leute, die in Bulgarien im Schnee schlafen müssen, und nix zu essen haben. Da ist es sehr wichtig, Farbe zu bekennen!“


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