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Moorschutz im Museum?

Bundestagsabgeordnete Susanne Mittag diskutierte mit Arne Börnsen vom Förderverein Teufelsmoor über die Zukunft der Museumsanlage.

Das Teufelsmoor ist ein geschichtsträchtiger Ort, so  Susanne Mittag bei ihrem Vortrag in der Museumsanlage.

Das Teufelsmoor ist ein geschichtsträchtiger Ort, so Susanne Mittag bei ihrem Vortrag in der Museumsanlage.

Nachdem die vierteilige Erlebnisanlage in den vergangenen Jahrzehnten bereits vielfach weiterentwickelt wurde, wird es im Jahr 2023 Zeit für eine größere Erneuerung der Museumsanlage. „Wir stehen an der Zäsur - ab Sommer werden wir nur noch eingeschränkten Betrieb haben, da das Findorffhaus saniert wird“, erklärt Norbert Nowka, Geschäftsführer der Museumsanlage. Am vergangenen Donnerstag hat man deshalb nun zu einer offenen Diskussionsrunde eingeladen, um unter anderem über die Zukunft des Museums zu sinnieren. Über 30 Interessierte aus dem Landkreis, welche die Planung aktiv mitdenken wollen, folgten dem Aufruf.

 

Sanierung und Zusammenarbeit

 

„Von außen betrachtet, ist die Anlage ein Sanierungsobjekt - von innen bietet sie jedoch Raum für verschiedenste Visualisierungen“, erklärt Nowka. Findorff stehe stellvertretend für das Teufelsmoor, als Bindeglied zwischen den regionalen Ortschaften. „Ziel ist es, Bildung, Tourismus, Erholung und Schutz an einem Platz miteinander zu vereinen“, so der Geschäftsführer weiter. Man wolle dabei selbstverständlich dem grundlegenden Konzept treu bleiben, die Landschaften vom Wattenmeer bis zur Hammeniederung abzubilden. Um die Verbindung zwischen Natur und Entwicklung hervorzuheben, will man deshalb die Veränderungen zwischen den Mooren von damals und heute mehr in den Vordergrund rücken. Eine mögliche Idee ist es, die Sanierung mit der Errichtung des Naturparks Teufelsmoor zu verbinden.

Um von den neuesten Entwicklungen und Zielen hingehend einer solchen Errichtung rund um die Lesum-, Hamme- und Wümmeniederung zu berichten, ist am Abend auch Arne Börnsen, Mitglied des Fördervereines Teufelsmoor, zugegen. „Wir wollen in diesem Jahr endlich den entscheidenden Schritt zur Genehmigung des Naturparkes gehen - gemeinsam mit der Museumsanlage Osterholz“, berichtet er optimistisch. Da sich die Landschaft in den vergangenen Jahren nicht nur zum Positiven verändere, wolle man so schnell wie möglich damit beginnen, Lebensräume wieder so zu gestalten, dass ursprünglich heimische Tierarten schon bald wieder angesiedelt werden können. Weiter erklärt Börnsen, dass man deshalb keinen Naturpark wolle, der in einem abgehobenen Verwaltungsgebäude arbeite. „Stattdessen wünschen wir uns eine Ansiedlung vor Ort - in direkter Nähe zu den betroffenen Gebieten“, hält das Mitglied des Fördervereines fest.

Eine mögliche Anlaufstelle für Interessierte, aber auch ehrenamtliche Mitarbeiter des Naturparks Teufelsmoor könnte demnach die Museumsanlage in Osterholz-Scharmbeck werden. Diese würde dann als Zentrum der Arbeit, Entwicklung, Beköstigung und in erster Linie Kommunikation zwischen den verschiedenen Parteien dienen. „Die finale Errichtung des Naturparks kann nur wissenschaftlich überwacht erfolgen“, findet Arne Börnsen abschließend klare Worte. Deshalb könne es auch interessant für den Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss der Bundesregierung sein, das Projekt zu unterstützen, welche seit vielen Jahren an einer deutschlandweiten Moorschutz-Strategie arbeitet.

 

Moorschutzstrategie

 

„Das Teufelsmoor ist ein geschichtsträchtiger Ort, der weit über die Grenzen des Landkreises hinweg bekannt ist“, so Susanne Mittag, Mitglied im Landschaftsausschuss des Bundestages, die an diesem Abend ebenso referiert. Für den Torfabbau vor Ort, aber auch deutschlandweit, wurden die weiten Flächen über Jahrhunderte hinweg weitestgehend entwässert, sodass mittlerweile 92% der deutschen Moorgebiete trockengelegt sind. Der Klimawandel sei jedoch mittlerweile auch hier angekommen, bemerkt Mittag weiter, sodass die entwässerten Böden - durch den starken CO2-Ausstoß - zunehmend zum Problem werden könnten. Um dieser Negativentwicklung aktiv entgegenzuwirken, kommt es im Oktober 2021 zur Bund-Länder-Vereinbarung zum Moorbodenschutz - ein Klimaschutzprogramm, welches unter anderem spezifische Torfschutzgesetze vorsieht.

Als zentrale Frage stehe im Raum, wie regionale Moore - in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft - wieder bewässert und somit erhalten werden können, fasst Susanne Mittag zusammen. „Eine grundlegende Idee sind dabei CO2-Zertifikate, die dann an regionale Landwirte vergeben werden, wenn diese aktiv zur CO2-Verminderung beitragen“, so die Abgeordnete weiter. Veränderung, die also bereits in einzelnen Regionen anfangen kann. „Eine Entwicklung im kleinsten Naturgebiet kann sich auf die landesweite Landschaft auswirken“, bemerkt auch Norbert Nowka.

Da schon viele interessante Ideen bestünden und mit der notwendigen Finanzierung bereits ein erster Schritt getan sei, stehe einer aktiven Veränderung deshalb nichts mehr im Wege. Der dafür vorgesehene Fond, der mehrere Hundert Millionen Euro umfasst, soll aktiv in 64 verschiedenen Konzepten zur Nutzung der wiedervernässten Moorböden eingesetzt und so jedes Jahr die CO2-Produktion um fünf Millionen reduziert werden. Die Weiterfinanzierung erfolge dann im Anschluss über die vergebenen CO2-Zertifikate.

Die zuhörenden und im Anschluss der Referenten diskutierenden Bürger:innen kommen in der Idee überein, dass die Erneuerung der Museumsanlage sowie die zukünftige Zusammenarbeit mit dem entstehenden Naturpark eine Grundlage für die Unterstützung bei der Moorschutz-Strategie der Bundesregierung bieten. Wichtig sei trotzdem, dass das ursprüngliche Museumskonzept bei der Weiterentwicklung nicht vergessen werde, finden die Anwesenden. Um dem Ziel eines zügigen Projektes entgegenzukommen, plant die Museumsanlage eine zeitnahe Folgeveranstaltung, zu welcher dann auch explizit betroffene Parteien, wie beispielsweise die regionalen Landwirte, eingeladen werden sollen.


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