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Janine Girth

Von Fatalem und Meisterleistungen - Rückblicke und Ausblicke beim Neujahrsempfang in Hambergen

SPD-Fraktionsvorsitzender Gerd Brauns während seiner Begrüßung zum Neujahrsempfang im Heimathaus.  Foto: ek

SPD-Fraktionsvorsitzender Gerd Brauns während seiner Begrüßung zum Neujahrsempfang im Heimathaus. Foto: ek

Hambergen. Es sprach für sich, dass sich der Vorsitzende des SPD-Distrikts Hambergen und der Gemeindefraktion Gerd Brauns mit einem Pfiff auf den Fingern, für den der Landrat Bernd Lütjen eingesprungen war, Gehör für den Neujahrsempfang verschaffen musste. Rund 100 Personen waren im Heimathaus Ströhe auf Einladung erschienen.
„Sie haben sich offensichtlich viel zu erzählen“, bemerkte Brauns und nahm das als Zeichen für die richtige Wahl des Formats für einen Neujahrsempfang, der so bereits zum 24. Mal stattfand.
Aus der Perspektive Hambergens nahm Brauns in seinen Worten einige Highlights des vergangenen Jahres in den Fokus. So fand neben dem Abstieg des Erstligisten HSV in die zweite Liga auch der mit Landesmitteln endlich fertig gestellte Kreisel in Hambergens Ortsmitte Erwähnung. Selbst die Friedenseiche stehe wieder „so wie immer“, wofür man sich die Kosten mit der Volksbank geteilt habe. „Die Kritik am Kreisel ist mir bekannt, aber eins ist erstmal klar: Es ist, wie es ist.“
Der im April einstimmig verabschiedete ausgeglichene Haushalt könne als Anlass genommen werden, dem Bürgermeister mit einem „toll!“ auf die Schulter zu klopfen. „Auf der anderen Seite ist es aber so: Wir haben wenig zu verteilen. Wir hätten gern mehr gestaltet, aber bei der Kommunalpolitik ist es überall knapp“, bedauerte er. Verantwortlich seien auch die „technischen Probleme“ bei der Umsetzung der Vorgabe aus der Landesregierung, die die Kitagebührenfreiheit im Juni beschlossen hatte. So sei zwar im Landkreis die Kitaplatzpauschale erhöht worden bei leicht gesunkener Kreisumlage, „der Landkreis ist so auch unglücklich. Das Tischtuch ist einfach zu klein.“
Dann warb Brauns für die Akzeptanz der Hamberger Einwohner bei der Schaffung von Bauplätzen. „Die Alteinwohner wollen kein Gegenüber. Natürlich ist so ein neuer Bauplatz auf der Wiese nebenan erstmal blöd. Aber jeder hat selber mal auf einer grünen Wiese gebaut.“ Brauns kommentierte die gescheiterten Bemühungen, die Kita-Zuständigkeiten allesamt bei der Samtgemeinde zu verankern als „gelebte Demokratie“ und hielt auch nicht mit seiner Meinung über die Äußerungen des ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen zurück, der von Berufs wegen doch schon nicht in der Öffentlichkeit hätte zu hören sein sollen. „Außerdem ist er Jurist, der im präzisen Ausdruck geschult sein dürfte.“
Auch über den Hass, der Angela Merkel entgegenschlüge, obwohl sie nicht gerade seiner Lieblingspartei angehöre, merkte Gerd Brauns an, dass das nicht zu verstehen sei. Neben dem Brexit-Desaster, bei dem er persönlich für den harten Brexit sei, griff Brauns noch einmal in seine Trump-Unwahrheitensammlung, die eine feste Rubrik in seinen Reden geworden sei. „Er ist gewählt trotz seiner Unwahrheiten - und seine Fan-Base steht stramm hinter ihm“, wunderte sich Brauns.
Angesichts der Dürre im Sommer, die der Landwirtschaft große Sorgen gemacht habe und den Waldbränden, gab er zu bedenken, dass 90 Prozent der Menschheit nicht in Regionen wohnten, die nur so soft betroffen gewesen wären wie wir. „Mein persönliches Highlight war der Empfang für mich bei der französischen Partnergemeinde Villes-St.-Paul anlässlich des Endes des 1. Weltkrieges, bei dem Deutschland ja nicht so das Opfer war. Frankreich und Deutschland, die sich als Todfeinde gegenübergestanden hatten, haben bis heute eine Partnerschaft, ja eine echte Freundschaft entwickelt“, stellte er beim Partnergemeindebesuch bewegt fest. „Man muss sich einfach mal ins Auto setzen und dahinfahren.“ Landrat Bernd Lütjen beleuchtete einige von Brauns angesprochenen Themen noch einmal aus Landkreissicht, so der Rechtsanspruch auf einen Platz in 86 Krippen und Kitas des Landkreises ohne Ausgleich für die Gemeinden: „Fatal!“, nannte es der Landrat knapp. Auch die Sanierung der Sommerstraßenschäden „wird uns zwei, drei Jahre beschäftigen. Unser Ziel: die ursprünglichen Geschwindigkeiten wieder möglich machen. Mehr können wir nicht.“ Neben den Kosten seien auch die Tiefbaukapazitäten der Baufirmen erschöpft, die derzeit mit dem Breitband- und Glasfasernetzbau beauftragt seien. „Der Anspruch der Gesellschaft hat sich in den letzten zehn Jahren verändert. Sind vor zehn Jahren noch die Leute gegen den Bau einer Sendeanlage aufgestanden. Heute ist der Empfang für jeden und überall Standard.“ Und eine Akzeptanz werde es nie von allen geben. „Das kriegt man auch nicht hin.“ Dennoch mache dem Landrat sein Job immer noch Spaß, versicherte er, trotz schwieriger Rahmenbedingungen. Er habe ein sehr gutes Verwaltungsteam. Und noch etwas freute den Landrat: Er blickte auf die Jubiläumsfeier 125 Jahre Ortsfeuerwehr Hambergen zurück, die sein Vorredner bei aller Vorbereitung übersehen hatte. „Wie konnten für sämtliche Veranstaltungen der Feuerwehr jeweils weit über 1.000 Leute mobilisiert werden? Das bleibt Björn Pfrommers Meisterleistung.“


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