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Lena Stehr

Wie queerfreundlich ist die Region?

An diesem Samstag findet in Bremerhaven erstmals der „Christopher Street Day“ (CSD) gegen die Ausgrenzung und Diskriminierung von queeren - also nicht-hetereosexuellen - Menschen statt. Außerhalb der Städte sind Angebote für die queere Community rar gesät oder gar nicht vorhanden.

Der CSD, der inzwischen in vielen Städten weltweit gefeiert wird und Ende August auch in Bremen stattfindet, erinnert an den 27. Juni 1969, als Homosexuelle und andere sexuelle Minderheiten gegen Polizeiwillkür protestierten. Anlass für die folgenden tagelangen Straßenschlachten waren wiederholte, gewalttätige Razzien in der Bar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street in New York.
53 Jahre später kämpft die queere Community immer noch für ein diverseres Stadtbild. Es dürfe nicht sein, dass nicht-heterosexuelle Menschen auf den Straßen verprügelt, diffamiert, angepöbelt und sexuell belästigt würden, heißt es auf der Homepage des CSD Bremerhaven.
Gefordert wird unter anderem, dass der Artikel 3 des Grundgesetzes, der Gründe auflistet, aus denen niemand diskriminiert werden darf, um die sexuelle Identität ergänzt wird. Außerdem müssten Beratungsangebote und Konzepte für queere Menschen - wie es sie in Bremen gibt - auch für die Stadt Bremerhaven eingerichtet werden.
 
Angebote für queere Menschen auf dem Land
 
Doch wie sichtbar sind queere Menschen eigentlich fernab der größeren Städte und wie sieht es mit Angeboten in den ländlichen Regionen aus? Der Kreissprecherin des Landkreises Rotenburg seien zumindest keine Beratungsangebote für queere Menschen bekannt, teilt Christine Huchzermeier mit. Bei der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises seien bisher auch noch keine Anfragen aufgelaufen.
Etwas weiter und besser aufgestellt ist dagegen der Landkreis Osterholz. So setzte die Stadt Osterholz-Scharmbeck zum CSD 2021 mit dem Hissen der Regenbogenflagge am Rathaus ein Zeichen der Toleranz und für die Gleichberechtigung von queeren Menschen.
Die Gleichstellungsbeauftragte Karin Wilke berichtet zudem, dass das Thema „CSD und queere Community“ zunehmend Berücksichtigung in der Arbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis finde. Bei Diskussionen zum Abbau von Diskriminierungen und zur Förderung der Gleichberechtigung würden Diskriminierungen gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und Intergeschlechtliche Menschen automatisch mit einfließen, so Wilke. Es bestünden auch Bestrebungen der Gleichstellungsbeauftragten, Dienstvereinbarungen für kommunale Beschwerdestellen auf den Weg zu bringen.
 
Hilfe für Trans* Menschen
 
Außerdem gibt es am Bildungshaus im Campus eine Gruppe für queere Jugendliche sowie das 2016 von Ilka Christin Weiß in Osterholz-Scharmbeck gegründete Trans*NET OHZ - die einzige Organisation im Landkreis, die in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Beratungen und Veranstaltungen für Trans* Menschen und deren Angehörige anbietet. Im vergangenen Jahr seien laut des Netzwerks, das komplett ehrenamtlich aufgestellt ist, 26 Erstberatungen durchgeführt worden.
Transpersonen gehören laut des Netzwerks zu den vulnerabelsten Gruppen der Gesellschaft, denen viel Ablehnung entgegen gebracht werde und die häufig am Arbeitsplatz diskriminiert würden.
Die Behauptung, dass Transsexualität eine Art „Hype“ sei - wie häufig zu lesen sei - weist das Netzwerk entschieden zurück. Die junge Generation sei einfach mutiger und oute sich früher, queere Menschen seien generell präsenter und stellten mehr Forderungen.
Nach wie vor fehle es aber vor allem im ländlichen Raum an Angeboten und auch an Ärztinnen und Therapeutinnen, die professionelle Beratungen durchführen könnten. Solche Angebote seien wichtig, damit jeder Mensch den richtigen Weg für sich finden könne - und dafür nicht erst in die nächste größere Stadt fahren müsse.
Trans*NET OHZ ist zudem auf der Suche nach einer Räumlichkeit, die als Büro genutzt werden könnte, und freut sich immer über neue Unterstützer:innen.
 
www.transnet-ohz.de
www.csd-bremerhaven.org
www.csd-bremen.org


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