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Miriam Staudte für mehr Tempo beim Klimaschutz

Geestequelle (eb/pvio). Die grüne Landtagsabgeordnete und Sprecherin für Landwirtschaft Miriam Staudte war zu Besuch in Geestequelle, sprach über zu zögerlichen Klimaschutz, stellte sich aber auch der Kritik.
Für Miriam Staudte ist die Zeit für Modellversuche vorbei.

Für Miriam Staudte ist die Zeit für Modellversuche vorbei.

Am 19. August war die Landtagsabgeordnete Miriam Staudte (Bündnis 90/Die Grünen, Sprecherin für Landwirtschaft) zu Besuch in der Geestequelle. Erste Station war ein Treffen mit Detlef Ertel, dem Landschaftswart der Samtgemeinde Geestequelle. Bei einem Spaziergang zu Wiesen und Feldern in Heinschenwalde hatte Detlef Ertel Gelegenheit, von seinem Einsatz für Wiesenvögel wie den großen Brachvogel und den Kiebitz zu berichten.
Gemeinsam mit dem ebenfalls anwesenden Kreisnaturschutzbeauftragten Claus Vollmer wurde allen schnell klar, was für ein Glück der Landkreis Rotenburg hat, auf soviel ehrenamtlichen Einsatz zählen zu können. Es wurde im Verlauf des Gesprächs aber auch klar, dass Ehrenamt einen professionellen Rahmen braucht, wenn es zum Beispiel um die Auswahl und die Kontrolle von sogenannten Ausgleichsflächen geht. Denn bei weitem nicht jede Ausgleichsfläche eigne sich beispielsweise als Brutplatz für Wiesenvögel. Und wenn so eine Fläche dann mit Binsen zuwuchert, ist auch keinem Wiesenvogel gedient, so Ertel.
Für Miriam Staudte waren diese Informationen eindrücklich und interessant. Der Niedersächsische Weg, der den thematischen Rahmen der Veranstaltung bildete, betrifft nämlich auch den Schutz von Wiesenvögeln. Hier geht aber wenig voran. Miriam Staudte kritisierte, dass der zuständige Umweltminister, der zeitgleich Bremervörde besuchte, hier viel zu zögerlich sei und sein Engagement wenig überzeuge.
 
Keine Abwälzung aufs Ehrenamt
 
Beim anschließenden Gespräch in der Grillhütte des Schützenvereins Drachel konnte Miriam Staudte berichten, wo es in Hannover „hakt“. Beispielsweise habe die Große Koalition beabsichtigt, ein sogenanntes Kompensationsregister einzurichten, um Überblick über Ausgleichsflächen zu schaffen und die Organisation und auch die Kontrolle zu professionalisieren. Die Umsetzung sei aber an schlechter Vorbereitung gescheitert. Staudte betonte, dass Kommunen und Landkreise
sich nicht allein auf das Ehrenamt verlassen könnten, sondern dass es eine professionelle Grundstruktur brauche, die die Ehrenamtlichen stützt und die jungen, neu eingestellten Kolleginnen die Möglichkeit gibt, vom Know-How der erfahrenen Naturschützer zu lernen. Sven Kielau, Co-Sprecher des grünen Ortsverbands Geestequelle, kritisierte, dass der Landkreis sogar dabei sei, das Thema Klimaschutz auf Ehrenamtliche abzuwälzen, denn derzeit werden ehrenamtliche Klimaschutzpaten gesucht. Das zeige deutlich, wie wenig dem Landkreis an diesem Thema liege und wie wenig ernst die bereits im Gange befindliche Klimakatastrophe genommen werde. Auch die Sprecherin des Kreisverbands Renate Warren und Landtagskandidat Faruk Maulawy betonten, wie wichtig der Einsatz der Grünen in den Kommunen sei.
 
Wiedervernässung der Moore
 
Dass die Umsetzung der vielen bereits geplanten Natur- und Umweltschutzvorhaben unter dem Schirm „Niedersächsischer Weg“ zu zögerlich verliefe - hier waren sich alle einig. Beim Thema „Klimaschutz & Moor“ war es dann aber doch für manche überraschend, wie viel Potenzial die Wiedervernässung von Mooren zur Eindämmung der Freisetzung klimaschädlicher Gase bietet. „Niedersachsen ist nicht nur Agrarland Nr. 1, sondern auch Moorland Nr. 1“, so Staudte. „12 bis 20 % aller niedersächsischen Treibhausemissionen kommen aus dem Moor“. Aber der Ausstieg aus der Moorbewirtschaftung sei keine leichte Sache und vergleichbar mit dem Kohleausstieg, nicht nur was den finanziellen Aufwand angeht, sondern auch hinsichtlich der Emotionen der Bevölkerung.
 
Pragmatismus der Grünen
 
Kritik kam beim Thema Windenergie und Tierschutz auf. Detlef Ertel warf den Grünen vor, hier ihre Versprechen nicht einzuhalten, indem die Regeln für den Bau von Windrädern gelockert wurden und Eingriffe in die Tierwelt zu Land und auf See hingenommen werden. Hier wurde deutlich, dass der Pragmatismus der Grünen in der Bundesregierung auch Konfliktpotenzial bietet.
Einigkeit bestand am Ende darüber, dass endlich es „gemacht werden muss“. Miriam Staudte betonte, dass die Zeit für Modellversuche vorbei sei. Es müsse jetzt gehandelt werden. Das bedeute auch, dass investiert werden und der Naturschutz mit der Wirtschaftsförderung hier Hand in Hand gehen müsse. Für Kielau und Ertel sei klar, dass der Einsatz für Natur- und Umwelt in der Geestequelle nur gemeinsam und im Gespräch funktionieren kann.


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