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NGG: 24 Prozent der Jobs im Landkreis von Digitalisierung betroffen

Landkreis Rotenburg (Wümme) (eb). Der digitale Umbruch in der Arbeitswelt könnte im Landkreis Rotenburg an der Wümme Tausende Jobs kosten. Davor warnt die Gewerkschaft NGG und verweist auf eine Regionalstudie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Danach sind im Landkreis Rotenburg (Wümme) 24 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in hohem Maße durch die Digitalisierung bedroht. Bei diesen Stellen könnten bereits heute mindestens 70 Prozent aller Tätigkeiten von computergesteuerten Maschinen erledigt werden. Grundsätzlich könne die Digitalisierung sowohl zur Aufwertung von Berufen führen als auch zu deren Abbau, so die Forscher.
Die NGG warnt vor „Schwarzmalerei“: „Vom Homeoffice bis zur Videokonferenz: Corona hat dem digitalen Wandel der Arbeitswelt einen zusätzlichen Schub gegeben. Ob Computer tatsächlich so viele Jobs ersetzen, das liegt auch an den Unternehmen und den Beschäftigten. Für Betriebe, in denen Arbeitnehmer für die digitale Zukunft fit gemacht und aktiv mit einbezogen werden, wird die Industrie 4.0 eine große Chance sein“, sagt Steffen Lübbert, Geschäftsführer der NGG Lüneburg. Voraussetzung sei jedoch eine Qualifikationsoffensive. Wer seine Mitarbeiter jetzt nicht fortbilde, verschlafe die Veränderungen in der Arbeitswelt, so Lübbert.
Auf Initiative der Gewerkschaften seien Mittel im Haushalt der Bundesagentur für Arbeit bereitgestellt worden, um die Unternehmen finanziell dabei zu unterstützen und zielgenaue Qualifikationsmaßnahmen zu fördern. „Dabei gestalten Betriebsräte von Beginn an mit. Sie wissen, wo der Bedarf in der Firma am größten ist.“ Bereits 2017 hat die NGG in der Region gemeinsam mit der IG Metall eine Qualifizierungsoffensive für Arbeitnehmervertreter gestartet. Lübbert betont: „Es ist gut, wenn Kollege Roboter körperlich schwere Tätigkeiten in der Produktion übernimmt und so Beschäftigte entlastet werden. Wer jedoch nur Einsparpotenziale in Betriebsgrößen sieht, lässt die größten Chancen ungenutzt und stellt sich an den Spielfeldrand.“
Gute Beispiele fänden sich in der Ernährungsindustrie – mit rund 3.450 Beschäftigten ein „wichtiger Wirtschaftsfaktor“ im Kreis Rotenburg: „In der Branche kümmern sich Arbeitnehmervertreter seit Jahren darum, dass Automatisierung und Digitalisierung nicht zulasten der Mitarbeiter gehen. In der Pandemie handeln sie Regeln aus, damit die Heimarbeit etwa in Verwaltungsjobs die Menschen nicht rund um die Uhr belastet“, erklärt Lübbert. Viele Beschäftigte, die früher am Fließband standen, arbeiteten heute in der Qualitätskontrolle. Und Lagerlogistiker bauten auf die Unterstützung von vernetzten Computern, die Zutaten automatisch dann bestellen, wenn sie zur Neige gehen.
Nach Angaben des IAB hat die Digitalisierung in den letzten Jahren deutlich an Fahrt gewonnen: Allein zwischen 2013 und 2016 stieg der Anteil der Arbeitsplätze, die potentiell zu einem Großteil durch Maschinen ersetzbar sind, bundesweit von 15 auf 25 Prozent. Berufe in der Fertigung sind demnach besonders betroffen.
Doch wie dramatisch die Folgen tatsächlich sind, das hängt laut IAB nicht nur von den Unternehmen und den Beschäftigten ab. „So wird es weiterhin Handwerksbäckereien geben, wenn Verbraucher ein handgebackenes Brot wertschätzen“, schreiben die Forscher.


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