Organistin geht mit 93 in den Ruhestand

Um den Gottesdienst musikalisch zu begleiten, zog Organistin Marion Brandt am Ewigkeitssonntag zum letzten Mal die Register der historischen Röver-Orgel in der „Johannes der Täufer“-Kirche. Um auch ja nicht wieder in Versuchung zu geraten, hatte die 93-Jährige nach dem Gottesdienst direkt ihre Orgelschuhe eingepackt und den Kirchenschlüssel abgeben.
„Es fällt mir nicht leicht, aber einmal muss Schluss sein“, betonte die rüstige Rentnerin, die bis zuletzt keine Probleme beim Erklimmen der steilen Treppe hinauf zur Empore hatte.
Gebührend verabschiedet wurde sie von Pastorin Sabrina Lerch. Sie hob die Zuverlässigkeit der Organistin hervor, die 30 Jahre ihren Dienst in der Kirchengemeinde Kirchwistedt versehen hatte.
„Mit 93 Jahren fast jeden Sonntag an der Orgel spielen – meistens zwei Gottesdienste hintereinander – das muss man erst mal schaffen“, lobte Kirchenvorsteher Hermann Oerding.
Dabei hatte Marion Brandt erst mit Anfang sechzig begonnen, in der Beverstedter „Fabian- und Sebastian“-Kirche Orgelunterricht zu nehmen. „Ich habe schon immer gerne Klavier gespielt und suchte eine neue Herausforderung“, erzählt Marion Brandt. Organisten waren und sind immer Mangelware.
Ende der achtziger Jahre wurde der damalige Kirchwistedter Pastor Gerhard Habenicht auf Marion Brandt aufmerksam und stellte den Kontakt zu Kirchwistedt her. Nach der Ausbildung fing Marion Brandt in Kirchwistedt an.
Pastor Kay Oppermann förderte die Bildung des kirchlichen Frauenchores unter der Leitung von Marion Brandt. Musikalisch war die Organistin viel in den Kirchenkreisen Wesermünde und Bremervörde-Zeven unterwegs. Von Sandstedt bis Oese – es gibt kaum eine Orgel, die nicht von ihr bespielt wurde.
Auch privat geht es nicht ohne Musik. Heiligabend wird Marion Brandt sich zu Hause wieder an die Heimorgel setzten und mit ihren Lieben traditionelle Weihnachtslieder singen.