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Keine Feier - keine Kleider

Gnarrenburg/Osterholz-Scharmbeck (lst). Während die Friseur:innen nun wissen, dass sie am 1. März wieder öffnen dürfen, gucken viele andere Unternehmer:innen weiter in die Röhre.
Die Modebranche ist vom Lockdown besonders stark betroffen.  Foto: eb

Die Modebranche ist vom Lockdown besonders stark betroffen. Foto: eb

Bild: Lena Stehr

So wie Ursel Brase. Die geschäftsführende Gesellschafterin des Braut- und Festmodengeschäfts „Samt und Seide“ in Gnarrenburg ist nach nunmehr fast einem kompletten Jahr im Lockdown mehr und mehr verzweifelt. „Mein Lager ist voll, weil niemand mehr zur Konfirmation, Hochzeit oder zum Abschlussball geht“, sagt die Unternehmerin, die in normalen Jahren um die 1.000 festliche Kleider an die Frau bringt.
 
Keine großen Hochzeiten
 
Die Ware, die sie im Frühjahr gekauft hat, hänge zu 100 Prozent noch im Geschäft. Damals habe sie noch gehofft, dass vermehrt Winterhochzeiten stattfinden würden, doch auch daraus sei ja nichts geworden.
Viele Bräute, die bei ihr Kleider bestellt und schon angezahlt hatten, seien inzwischen sogar gar nicht mehr mit ihrem Partner zusammen. Es sei mühsam, denen hinterher zu telefonieren, um auch den Rest des ihr zustehenden Geldes zu bekommen, sagt Ursel Brase.
Immerhin hätten einige Hochzeiten im kleinen Kreis stattgefunden, für die sie schlichte Kleider verkaufen konnte. Manches lange Abendkleid habe sie zudem gekürzt, um es überhaupt verkaufen zu können.
Und weil sie zwar finanzielle Hilfe für ihr Geschäft bekomme (zum Beispiel bei den Betriebskosten oder beim Kurzarbeitergeld), nicht aber für sich „als Mensch“, sei sie nun gezwungen, ihr Haus zu verkaufen. Denn sie müsse ja weiterhin 500 Euro für ihre Krankenversicherung (reduzierter Beitrag) und 1.000 Euro in die Rentenkasse einzahlen, sagt Ursel Brase.
Die alleinerziehende Mutter eines Sohnes, der gerade Abitur macht, hofft nun weiter darauf, ihr Geschäft endlich wieder öffnen zu dürfen und eine Perspektive zu bekommen.
 
Minusgeschäft bei Kammann
 
Genau wie Alica Kammann und ihr Team vom Modehaus Kammann in Osterholz-Scharmbeck. Auch bei ihr hängen die meisten schicken Anzüge und Hemden noch am Kleiderbügel. Rund 70 Prozent weniger Einnahmen als üblich verzeichnet sie in dem Segment. Lediglich für Beerdigungen seien einige Anzüge verkauft worden, sagt Kammann. Die Lieferanten seien inzwischen auch nicht mehr bereit, Warenlieferungen zu verschieben oder zurückzunehmen, so wie es teilweise im ersten Lockdown noch der Fall gewesen sei.
Beim Verkauf der „alten“ Ware, wenn wieder geöffnet werden dürfe, könnten die Kund:innen sich dann zwar über größere Rabatte freuen, von unternehmerischer Seite sei das aber natürlich ärgerlich.
Genau wie die Tatsache, dass die Coronahilfe III erst seit Mittwoch beantragt werden könne. Es werde wohl noch dauern, bis man das Geld vom Staat bekomme.
Und während derweil die Discounter im Non-Food-Bereich aufrüsten würden, dürfe sie ihr Geschäft auch weiterhin nicht öffnen, obwohl es strenge und gut funktionierende Hygienekonzepte gebe, kritisiert Alica Kammann.
Sie weist in diesem Zusammenhang noch einmal auf den Online-Shop des Unternehmens hin. www.mode-kammann.de.


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