Offene Anlaufstelle - Integrationslotsin steht allen Migranten beratend zur Seite

Lamstedt. Auf hoher See bringt ein Lotse sein Schiff sicher durch das Gewässer. So ähnlich läuft es auch bei Integrationslotsen. Sie helfen Migranten und Asylbewerbern mit dem Leben in Deutschland klarzukommen und unterstützen sie bei den vielseitigen Alltagsproblemen. Dieses Amt nimmt Anke Müller-Belecke seit einigen Wochen für die Samtgemeinden Börde Lamstedt und Hemmoor hauptamtlich wahr. Im Umgang mit Menschen aus anderen Staaten und anderen Kulturkreisen sammelte die Hemmoorerin über viele Jahre reichlich Erfahrung. Ihre Kindheit verbrachte sie in Südamerika; ihr Vater arbeitete in der kolumbianischen Metropole Bogota als Lehrer. Nach dem Studium der Kultur- und Sozialantropologie in Berlin folgte zehn Jahre lang der Einsatz als Entwicklungshelferin für den Deutschen Entwicklungsdienst (DED) und die Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Mittelamerika. In den letzten drei Jahren fungierte sie in der „Koordinierungsstelle Flüchtlingswesen“ als Mitarbeiterin des DRK-Kreisverbandes Cuxhaven/Hadeln in der Samtgemeinde Hemmoor. „Durch die vielen Jahre im Ausland fällt es mir leicht, mich in die Lage der Leute zu versetzen, die hier ankommen und sich quasi von null komplett neu in unserer Gesellschaft orientieren, müssen.“ Anke Müller-Belecke begleitet in Hemmoor und in der Börde Lamstedt rund 150 Personen. Die Themen sind vielfältig, viele schätzen die Beratung auf Augenhöhe und das gute zwischenmenschliche Klima bei ihr. Manche kommen mit einem akuten, schnell lösbaren Problem, andere brauchen intensivere, prozessartige Begleitung in verschiedenen Lebenslagen. „Es sind hauptsächlich Flüchtlinge, die mich ansprechen, aber es kommen auch Migranten mit unterschiedlichen Hintergründen und Anliegen.“ Die Integrationslotsin sieht sich als offene Anlaufstelle, sie unterstützt bei unterschiedlichsten Behördengängen, in Fragen des Asyl- und Aufenthaltsrechts und bei Härtefallverfahren, aber auch familiäre Probleme werden hier vertraulich besprochen. Besonders liegt ihr die berufliche Integration am Herzen. „Wer es schafft, einen Job zu finden, der findet darüber auch soziale Kontakte und Freunde und fühlt sich wieder wertvoll und zugehörig.“ Anke Müller-Belecke unterstützt die Leute bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen und ist beim ersten Kontakt mit einem Arbeitgeber mit dabei, wenn dies gewünscht ist, das gibt den Leuten mehr Sicherheit. „Meine Mandanten verfügen oft über mehr umfangreiche praktische Arbeitserfahrung, aber weniger Zertifikate und Schulbildung. Da ist es besonders wichtig, seine Fähigkeiten gut herauszustellen.“ Die letzten Jahre war Anke Müller-Belecke häufig im Team mit der Sprachmittlerin Chiraz Kawar tätig. Die junge Dame mit libanesischen Wurzeln war im Rathaus Hemmoor im Flüchtlingswesen tätig und hat die Kommunikation mit den vielen Arabisch-sprachigen Neubürgern überhaupt erst ermöglicht. „Chiraz kann nicht nur wegen ihrer Sprachkenntnisse zwischen den Kulturkreisen vermitteln. Sie kennt sich in den deutschen behördlichen Strukturen sowie im Ärzte- und Bildungssystem sehr gut aus.“ Chiraz Kawar wird ab Januar als Sprachmittlerin zum DRK wechseln und somit weiterhin für die Samtgemeinde Hemmoor tätig sein. Anke Müller-Belecke bricht auch eine Lanze für die Ehrenamtlichen. „Ohne deren Unterstützung wäre alles nicht zu schaffen gewesen. Sie geben den Ankommenden das wichtige Signal, wir interessieren uns für euch und auf uns könnt ihr zählen.“ In den letzten Monaten kamen nach langen Jahren der Wartezeit endlich mehrere Familienzusammenführungen zustande. Hierbei kommen Kinder ohne jegliche Deutschkenntnisse hier an und am nächsten Tag besteht für sie bereits die Schulpflicht. „In diesen Fällen ist eine Sprachförderung unabdinglich“, so Anke Müller-Belecke. Sie freut sich, dass sie hier intensiv von Ingrid Koppelmann aus Hemmoor unterstützt wird. Sie engagiert sich seit mehreren Jahren ehrenamtlich in der Sprachförderung von Kindern und Jugendlichen und geht auch in die Familien. Der Bedarf in diesem Bereich steigt. Anke Müller-Belecke sucht nach Männern und Frauen und auch nach Jugendlichen, die sich engagieren möchten. „Wir suchen Leute, die gerne Kinder oder Jugendliche schulisch bei den Hausaufgaben unterstützen oder die einmal pro Woche für zwei Stunden auch mit Erwachsenen Konversation führen. Ich garantiere viele herzliche und spannende Begegnungen, denn die meisten können sich nun schon auf Deutsch unterhalten. Ihnen fehlt aber die Gelegenheit zur Übung, weil ihnen der Kontakt zu Deutschen fehlt.“ Arbeitgeber von Anke-Müller Belecke ist weiter der DRK-Kreisverband. Die Kosten tragen jedoch die beiden Samtgemeinden. Im Lamstedter Rathaus ist sie dienstags von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr zu erreichen, an den anderen Werktagen in Hemmoor im DRK-Familienzentrum. Ihre Telefonnummer: 0157/39061265, E-Mail: anke.mueller-belecke@drk-cuxhaven-hadeln.de.