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Mareike Kerouche

Fusion Duo mit ungewöhnlicher Musik - Zwei junge Musikerinnen erweiterten den Horizont

Bremervörde. „Wir haben heute etwas, was nicht den allgemeinen Hörgewohnheiten entspricht. Dafür aber Hochinteressantes.“ Damit begrüßte Manfred Bordiehn „ein erlesenes“ Publikum zu einem weiteren Horizonte-Festival-Act im Ratssaal.
Er sollte recht behalten mit seiner Einschätzung. Doch auch das ist ja ein Anspruch des Festivals: Man möchte Grenzen überschreiten und den Horizont erweitern. Und so hatte das Veranstalter-Team wieder mal einen ganz besonderen musikalischen Leckerbissen im Angebot.
Nein, es gab keine klassischen eingängigen Melodien. Moderne Komponisten, ein ungewöhnliches Instrumentarium, dazu zwei junge Frauen, die ihre Instrumente perfekt beherrschten, waren die Zutaten für diesen Abend. Die Bühne war gefüllt mit Marimbaphon, Xylophon, Vibraphone, kleine Trommeln und diversen Percussions-Instrumenten. Das soll tatsächlich nur von einer Person bedient werden? Ja, die 26-jährige Vanessa Porter konnte das. Und zwar in einer Perfektion, die staunen ließ.
Nicht minder perfekt zeigte sich die 24-jährige Maxine Troglauer an der Posaune. Beide zusammen sind das Fusion Duo, das so seit etwa einem Jahr existiert. Und sie „warnten“ auch gleich: „Wir haben nichts Altes in unserem Repertoire. Es gibt einfach nichts Altes für unsere Zusammensetzung.“
Eine Ausnahme bildete die Interpretation von Bachs „Intervention Nr. 13“. Maxine Troglauer übernahm dabei mit der Posaune die linke Hand und Vanessa Porter mit dem Marimbaphone die rechte Hand des eigentlichen Klavierstückes.
Nahtlos wurde zu Daniel Schnyder „Duo Concertante“ übergeleitet. Eine absichtliche Verbindung. „Hier verschmelzen Alt und Neu, trotz der Kontraste“, erklärte Maxine Troglauer.
Einen ersten Höhepunkt erlebten die Zuhörer mit dem Solo von Vanessa Porter. Im Schneidersitz legte sie sich eine arabische Bechertrommel, die Zarb, auf die Beine. Was dann kam, war mit einem musikalischen Gewitter vergleichbar. Sie trommelte mit den Fingern und Handflächen auf der Zarb und artikulierte Geräusche in der Art indischer oder pakistanischer Tabla-Trommler während einer Raga.
Vanessa Porta durchlebte mit Gestik, Mimik und kraftvollem Spiel das Motorradrennern, um das es laut Georges Aperghis, dem Komponisten diese Stückes, ging. Für Vanessa Porter war es, wie sie sagte, mehr eine Verfolgungsjagd. Das Publikum reagierte mit heftigem Applaus.
Nach der Pause, die auch beide Musikerinnen ob ihres kräftezehrenden Spieles sicher auch brauchten, ging es virtuos weiter. Maxine Troglauer brillierte mit einem Posaunensolo. Mit Stücken von Daniel Schnyder, den sie sehr verehrt, lotete sie die Tiefen und Höhen des Posaunenspiels aus.
Beim vorletzten Stück dieses Abends leistete Vanessa Porter ein ganz gewaltiges Stück an Laufarbeit. „Ich weiß nicht, wie viele Kilometer sie dabei zurücklegt“, scherzte ihre Kollegin Maxine Troglauer. Tatsächlich bediente die Percussionistin die gesamte Instrumentensammlung, die auf der ganzen Bühne verteilt standen. Zum Abschluss gab es das „Herzstück“ der beiden Musikerinnen. „reSearch“ hatte Jonas Schön, Jahrgang 1969, extra nur für sie geschrieben.
Am Ende des Abends gab es verdient kräftigen Applaus für die beiden jungen Musikerinnen. Wie kommt man aber dazu, gerade diese Musik zu spielen? „Ich wollte was anderes machen, als reine Orchestermusik. Also habe ich gesucht und alles ausgeklammert, was ich nicht wollte. So blieb diese Musik übrig“, erklärte Maxine Troglauer im Gespräch. Bei Vanessa Porter war es ähnlich. Und Glück hatten sie, dass sie sich gefunden haben und nun gemeinsam damit auf die Bühnen gehen können.
Sicher war es auch für die Hörer ein Kraftakt, diese ungewöhnliche und moderne Musik zu erleben. Aber es hat ganz im Sinne der Veranstalter den musikalischen Horizont erweitert.


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