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Mareike Kerouche

Einmaliger Rummelplatz - Beeindruckende Theaterdarstellung auf der Ziegelei

Die Enge im Uranabbauschacht war im Ringofen spürbar.  Foto: ls

Die Enge im Uranabbauschacht war im Ringofen spürbar. Foto: ls

Bevern. Was hat das Erzgebirge mit der norddeutschen Geest- und Moorlandschaft, was ein Uran-Bergbaubetrieb mit einer Ziegelei in Bevern zu tun? Die Thalia-Kulturlandschaften 2019 und der Verein Ziegelei Pape, Bevern e.V. haben das eindrucksvoll zusammengebracht.
Schon der Auftakt mit Regen und dann leuchtendem Regenbogen über der Ziegelei war beeindruckend, wenn auch nicht gewollt aber doch irgendwie passend. Denn es war eigentlich mehr als nur eine szenische Lesung, was die beiden Thalia-Schauspieler Bekim Latifi und Tilo Werner den Zuschauern boten.
Auszüge aus Werner Bräunings Roman „Rummelplatz“ wurden an verschiedenen Orten der Ziegelei dargeboten. Passend zu den jeweils wechselnden Örtlichkeiten im Roman. So wurde zum Beispiel die Ankunft neuer fremder Arbeiter im Ziegelei-Außengelände mit der Ankunft von Bekim Latifi in einer Lore passend umgesetzt. Die Enge in den Tiefen des Schachtes 412 war gut in der Enge des Ringofens nachzuvollziehen.
Der harte Alltag wird ungeschönt vom Autor präsentiert und entsteht gleichsam bildhaft vor den Augen der Zuschauer, die mit den beiden Protagonisten gemeinsam über das Gelände der Ziegelei wandern und somit auch die verschiedenen Romanschauplätze kennenlernen.
Höhepunkt ist das Vergnügen auf dem Rummelplatz. Entsprechend alkoholisiert soll der Rekord des Überschlages mit der Luftschaukel gebrochen werden. Das wohl einzige Vergnügen in einem Leben ohne Aussicht. Nicht nur die Luftschaukeln auch Flaschen und Fäuste fliegen. Und trotzdem ist man doch eine Mannschaft.
Der in den 1960er Jahren geschriebene Roman geht schonungslos mit der Realität in der DDR Ende der 1940er Jahre um. Wohl deshalb wurde der Roman dort auch verboten. Erst 2007 erschien das Buch.
Im Gespräch verrät der Thalia-Schauspieler Tilo Werner, dass er durch das Buch viel von der DDR gelernt habe, vieles, was er nicht wusste. Damit stand er sicherlich nicht allein. Denn auch die Zuschauer bekamen durch die Aufführung einen Einblick in eine DDR-Realität, die so nicht bekannt war.
Und so hatte diese Aufführung wohl auch den ihr bestimmten Zweck erfüllt, den Verwaltungsdirektor Heinz-Werner Köster vom Thalia-Theater so formulierte: „Das hier ist für heute gemacht.“ Denn diese Darstellung war einmalig. Genauso agiert die Theater Kulturlandschaft 2019 an verschieden Orten in Norddeutschland.
An vier verschiedenen Plätzen, die für sich eine Besonderheit darstellen, werden unterschiedliche szenische Lesungen veranstaltet mit dem Zweck, den ländlichen Bereich mit neuen Ideen zu beleben. Dies ist hier auch dank der textlichen Bearbeitung durch Christine Ratka, der szenischen Einrichtung von Peter Thiers sowie der tief beeindruckenden Darstellung der beiden Schauspieler und der schon von sich aus wirkenden Ziegelei mehr als gelungen. Bilder entstanden im Kopf während der Aufführung, die verschiedene Zuschauer noch mit nach Hause nahmen. Manch einer erwarb das umfangreichere Romanwerk, welches von der Buchhandlung Morgenstern präsentiert wurde.


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