Drei Stunden wilde Achterbahnfahrt - Jörg Knör sang, parodierte und karikierte was das Jahr hergab

Drei Stunden wilde Achterbahnfahrt
Jörg Knör sang, parodierte und karikierte was das Jahr hergab
von Ingrid Mahnken
Deutschlands Top Parodist Jörg Knör gab ein gefeiertes Gastspiel im Bremervörder Ratssaal. Foto: im
Bremervörde. Ob Charles Aznavour oder Otto Waalkes, Rudi Carrell oder Heinz Erhardt, Gerhard Schröder, Wladimir Putin oder Donald Trump. Wenn sich jemand darüber freut, dass die Welt immer verrückter wird, dann ist das Deutschland Top Parodist Jörg Knör.
Auch im letzten Jahr inspirierten ihn besondere Fundstücke, Menschen und Ereignisse, die ihn persönlich berührt haben, zu einer dreistündigen wilden Achterbahnfahrt durch zwölf Monate Promigeschichten. Diese bereitete er sehr zur Freude des Publikums genüsslich auf dem Horizonte Festival vor dem restlos ausverkauften Bremervörder Ratssaal aus.
Mit dem Orientexpress der EVB fand der Wahl Hamburger den Weg nach Bremervörde. Hier musste er erstaunt feststellen, dass die Ostestadt: „Kammann beseitigen“, immer attraktiver werde.
Titel seines hinreißenden Programms: „Das war‘s mit Stars 2018“. Zuweilen im Minutentakt wechselte der Promi Spaßvogel die Rollen. Für seine Blitz Verwandlungen genügten eine passende Brille, Hut oder Perücke. Manchmal war es aber auch nur die Haltung oder der Blick, mit dem der Comedy Experte, der in seinen ersten Fernsehjahren „Thoelkes Wum und Wendelin seine Stimme geliehen hatte, in den jeweiligen Rollen und Charakteren aufging.
Großes Kino war gleich zu Beginn sein Ausflug in die Welt: „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“. Zu gern würde er dort den Gesundheitsminister Jens Spahn antreffen, wie er von einem Krokodilpenis noch einen Nachschlag fordere. Naheliegend, dass Knör wie in Thoelkes Show auch auf der Bremervörder Bühne Karikaturen zeichnete, auf denen sich dann zum Beispiel das bayrische Urgestein Franz Josef Strauß, oder Kanzlerin Merkel mit wenigen Strichen aufs Papier wieder fanden. Genial seine Hommage an Helmut Schmidt und Loki im Himmel.
Mit Blick auf Karl Lagerfeld: „Nicht jedermann ist dafür geschaffen, glückliche Witwen zu hinterlassen“, nahm er die neue glasklare Brille des Modezaren aufs Korn, der nun am Strand der Götterdämmerung entgegensehen könne. Und als er als Panikrocker Udo Lindenberg, der alles Menschenmögliche getan habe, was der Arzt nicht erlaubt, oder Komiker Otto Waalkes, der mit seinem Wick Vaporub gesponserten Bauch im letzten Jahr seinen 70. Geburtstag feierte, auf die Bühne tänzelte, fiel es schwer, einen Unterschied zum Original zu finden.
Stimme, Gestik, Gesichtsausdruck, da stimmte auch das kleinste Detail. Genüsslich nahm er auch Promis wie den dicken Kalli Calmund unterm Weihnachtsbaum oder Boris Beckers schlimmsten Erlebnisse aufs Korn. Unvergessen der Ausflug des Tennisstars in die Besenkammer, die ihm eine dunkle Bescherung brachte und im Anschluss einen Krippenplatz sicherte.
Dagegen wirke Helene, von der Silberfessel Silbereisen, wie befreit. Das Publikum kam aus dem Lachen gar nicht heraus. Dabei nahm sich der Promi Künstler auch mal selbst aufs Korn. Freimütig gestand er: „Mit meinem Lampenfieber könnte ich ein ganzes Krankenhaus verseuchen.“ Mit Blick auf sein bewegtes Leben bekannte er: „Ich bin so scheiße im Bett, das muss man erlebt haben.“
Die krummen Machenschaften der Automobil herstellenden „Karrenbauer“ um den Dieselskandal, Mutti Merkel auf Schmusekurs mit Emanuel Macron, Donald Trump und sogar mit Papst Franziskus und die AfD, die dank Alex Gauland mit Honig im Kopf, und Alice für Demente (AfD) den Klimawandel leugnete, oder die Tod bringenden Ampelmännchen des Verkehrsministers Scheuer, ließ bei dem Entertainer die Frage aufkommen, wohin die politische Reise geht und wann die Wähler wieder klüger werden.
Mit stehenden Ovationen und Riesenapplaus bedankte sich das Publikum für eine wirklich tolle Show.